Wald und Wasser

Der Klimawandel macht auch vor Simonswald nicht halt. Das können wir an verschiedenen Ereignissen beobachten. Zu den Anzeichen gehören die ausgetrockneten Böden, der stark schwankende Pegel der wilden Gutach oder die nachlassenden Leistungen von Quellen. Ganz besonders sehen wir das am Zustand unseres Waldes. In den vergangenen Jahren hat er stark unter der Trockenheit gelitten. Das ist nicht nur mit bloßem Auge sichtbar.

Anzeichen 1: Der Wald ist krank

Waldzustandsbericht 2020
Quelle: Waldzustandsbericht 2020, Tabelle 5. Hrsg.: Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Das Diagramm zeigt die Entwicklung des Blatt-/Nadelverlustes unserer Bäume in den vergangenen Jahren, u.a. als Folge der zunehmenden Trockenheit. Wie man daran ablesen kann, sind nur  noch ca. ein Drittel der Bäume in Baden-Württemberg gesund. [1]

Die Trockenheit schwächt die Bäume und macht sie anfällig für Schädlinge. Rodungen werden nötig.

Das hat weitreichende Folgen. Denn über seine wasserspeichernde Funktion trägt der Wald entscheidend zum Wasserhaushalt bei. Geht es dem Wald schlecht, wirkt sich das auch auf unsere Wasserversorgung aus.

Anzeichen 2: Ausgetrockneter Boden

Die Hobbygärtner:innen unter uns stellten in den vergangenen Jahren fest, dass der Boden bis in tiefe Schichten ausgetrocknet ist. Expert:innen sprechen sogar von Dürre. In der Wissenschaft wird „Dürre“ als eine Bodenfeuchte kleiner gleich 20% des langjährigen Mittels bezeichnet. Sie wird in fünf Klassen unterteilt und als sogenannter Bodenfeuchte-Index (SMI) angegeben:

  • SMI 0,20 – 0,30 = ungewöhnliche Trockenheit (Vorwarnstufe)
  • SMI 0,10 – 0,20 = moderate Dürre
  • SMI 0,05 – 0,10 = schwere Dürre
  • SMI 0,02 – 0,05 = extreme Dürre
  • SMI 0,00 – 0,02 = außergewöhnliche Dürre

Der Deutsche Bundestag hat das Thema Wasserversorgung ebenfalls in den Fokus gerückt: „Die realen Erfahrungen des Jahres 2018 bestätigen, dass eine Dürre ein durchaus realistisches Ereignis für Deutschland ist. Gleichzeitig ist es vor dem Hintergrund des Klimawandels denkbar, dass Dürrereignisse in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eine möglicherweise häufiger vorkommende Herausforderung für Deutschland darstellen könnten.“ [2]

Anzeichen 3: Spürbar weniger Regen

Der Deutsche Wetterdienst hat für die Vegetationszeit von April bis November 2018 ein sogenanntes Thermopluviogramm für Deutschland erstellt. Es zeigt die Abweichungen – im betrachteten Zeitraum – von Temperatur und Niederschlag vom langjährigen Mittel. Als Referenzperiode dient dabei der Zeitraum von 1961 bis 1990. Der grau hinterlegte Bereich stellt den Normalbereich dar. Auffällig ist hier das Jahr 2018, zu finden als  blauer Punkt rechts unten im Diagramm: Es war insgesamt viel zu trocken (ca. 40% weniger Niederschläge gegenüber dem Normalbereich) und viel zu warm (durchschnittlich knapp 3°C wärmer als üblich).

Thermopluviogramm Deutschland
Quelle: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/aktuelle_meldungen/190326/pk_2019.html, 26.05.2021; 19:53 Uhr

Allein der Umstand, dass sich die Wissenschaft und Politik mit dem Thema „Dürre“ in Deutschland beschäftigen müssen, bietet Anlass zur Sorge.

Anzeichen 4: Quellen liefern weniger

Die zunehmende Trockenheit in unseren Böden wirkt sich u.a. negativ auf die Grundwasserneubildung aus. Wer eine eigene Quelle besitzt und diese in den vergangenen Jahren beobachtet hat, musste möglicherweise eine Reduzierung der Quellschüttung feststellen. In ganz Baden-Württemberg werden einige Quellen seit vielen Jahren statistisch ausgewertet, dabei belegen die Messwerte eine permanente Abnahme der Quellschüttungen. So nimmt z.B. die durchschnittliche Quellschüttung der Rösslequelle in Furtwangen um 0,00569 l/s  ab, d.h. diese Quelle liefert jedes Jahr ca. 180 m3 weniger Trinkwasser!

Quellschüttung Rösslequelle Furtwangen
Quelle: https://guq.lubw.baden-wuerttemberg.de/GuQWeb.dll/p79580.html?BerichtsMonat=201908&Mst=00012193&csrt=581264523037698969; 28.04.2021; 20:46 Uhr

Anzeichen 5: Die Wilde Gutach

Für Simonswälder:innen sichtbar wird die zunehmende Austrocknung des Bodens auch an den kurzfristigen Pegeländerungen der Wilden Gutach nach einem Starkregen. Da der Boden vor allem in tieferen Schichten zunehmend austrocknet, ist er nicht mehr in der Lage das Regenwasser aufzunehmen – es fließt größtenteils oberflächlich ab. Dies sehen wir in dem schnell ansteigenden bzw. fallenden Wasserpegel der Wilden Gutach nach einem intensiven Regenereignis.

Pegelstände WIlde Gutach
Quelle: https://www.hvz.baden-wuerttemberg.de; 05.05.2021; 16:12 Uhr

Die Kommunale Wasserversorgung in Simonswald

Das Ziel der kommunalen Wasserversorgung ist „…den angeschlossenen Verbrauchern wirtschaftlich genügend Wasser mit einwandfreier hygienischer, chemischer und physikalischer Qualität und mit einem genügenden Druck langfristig gesichert zur Verfügung zu stellen“[3].

Von den genannten Anforderungen an die Wasserversorgung konzentrieren wir uns für diesen Text auf die Bereitstellung von (Trink-) Wasser in ausreichender Menge. Derzeit wird das Trinkwasser der Gemeinde Simonswald aus 16 Quellen[4] mit unterschiedlichen Quellschüttungen gewonnen. Das Wasser wird in die Hochbehälter geleitet bzw. gepumpt und von dort in das ca. 62 km[5] lange Leitungsnetz der Gemeinde eingespeist.

Es gibt fünf Hochbehälter, sie dienen der Sicherstellung des notwendigen Leitungsdruckes und gleichzeitig wird in ihnen das Trinkwasser aufbereitet.

Die Quellen in Simonswald lieferten im Jahr 2016 ca. 155’000 m3 Trinkwasser[6]. Diesem Angebot stand 2016 ein Bedarf von 106’000 m3/a gegenüber, 2020 waren es ca. 108’500 m3/a[7]. Zusätzlich gingen 2016 ca. 33’000 m3/a[8] durch Leitungsverluste und Eigenverbrauch verloren.

Im Jahr 2016 hatte Simonswald somit lediglich eine Reserve von ca. 15’000 m3 Wasser.

Zur Sicherstellung der Wasserversorgung auch bei extremen Trockenperioden hat die Gemeinde eine zusätzliche Versorgungsleitung vom Tiefbrunnen der Gemeinde Gutach beim Riederhof zum Hochbehälter Gummeneck verlegt.

Ideen für die Trinkwasserversorgung der Zukunft

Angesichts der beschriebenen Klimaveränderung muss in Zukunft mit vermehrt auftretenden Extremwetterereignissen gerechnet werden. Es wird nicht (nur) graduell wärmer, stattdessen gibt es häufigere und stärkere Hitzewellen.

Hierzu zählt auch, dass wir mit zunehmender Trockenheit zumindest im Sommer rechnen müssen.

Um auch in diesen Trockenzeiten die Wasserversorgung gewährleisten zu können gibt es mehrere Ansatzpunkte:

 

a) Wasser sparen:

Als im Jahr 2020 in manchen Kommunen in Deutschland die Trinkwasserversorgung zusammen zu brechen drohte, lag die Ursache nicht ausschließlich am zu geringen Wasserdargebot, sondern die „…ungewohnt intensive Entnahme“[9] war mitverantwortlich.

Hier gilt es die persönlichen Sparpotentiale zu ermitteln und geeignete Maßnahmen umzusetzen.

Dabei spielte vor allem der Corona bedingte Trend zum hauseigenen Planschpool eine entscheidende Rolle. Diese Pools wurden mehrfach mit Trinkwasser befüllt – genau zu der Zeit, als das Wasserdargebot am geringsten war!

b) Regenwassernutzung:

Viele kennen das ja schon, die mit Regenwasser gefüllte Tonne. Das Regenwasser lässt sich prima für den Garten und den Rasen nutzen.

Mit Hilfe ausreichend dimensionierter Zisternen, entsprechenden Filtern und mit einer separaten Leitung kann das Regenwasser auch für die Toilettenspülung genutzt werden.

Gerade in den geplanten Baugebieten muss darüber nachgedacht werden, wie eine sinnvolle Regenwassernutzung aussehen könnte und ggf. welche Anreize die Gemeinde schaffen könnte.

c) Nutzung weiterer Quellen:

Die Gemeinde Simonswald hat ein Wasserstrukturgutachten in Auftrag gegeben. Es soll u.a. die IST-Situation der Wasserversorgung in der Gemeinde darstellen. Das Gutachten ist die  Voraussetzung für Zuschussanträge zum geplanten „Tiefbrunnen“ in Untersimonswald.

Mit einer entsprechenden Probebohrung soll geklärt werden, ob der vorgesehene Standort für einen Bohrbrunnen in Frage kommt.

Im Haushalt der Gemeinde Simonswald sind für die Jahre 2022 und 2023 ca. 1 Mio €  für die Probebohrung und den Bohrbrunnen eingeplant.

d) Trinkwasserverbund:

Um auch in extremen Trockenzeiten die Wasserversorgung gewährleisten zu können, sollte über die Möglichkeit eines Trinkwasserverbundes nachgedacht werden. Dabei könnten sich benachbarte Gemeinden zusammenschließen und gemeinsam die Trinkwasserversorgung organisieren. In ähnlicher Weise habe sich die Gemeinden Denzlingen, Vörstetten, Reute, Emmendingen, Waldkirch, Glottertal und Heuweiler zum Wasserversorgungsverband Mauracherberg zusammengeschlossen.

Fazit: Wir müssen uns an den Klimawandel anpassen

Gerade im Hinblick auf die Entwicklung neuer Baugebiete ist in der Zukunft mit einem erhöhten Wasserbedarf in der Gemeinde zu rechnen. In Kombination mit den Auswirkungen des Klimawandels wird die kommunale Wasserversorgung vor neue Herausforderungen gestellt. Diese können nur in einer gemeinsamen Anstrengung gemeistert werden. Jede:r Einzelne ist aufgefordert, persönliche Einsparpotentiale zu ermitteln und ggf. sein Handeln entsprechend anzupassen.

Von kommunaler Seite her muss dringend ein umfassender „Wasserversorgungsplan“ erstellt werden. Die Beauftragung eines Wasserstrukturgutachtens ist der erste Schritt in diese Richtung.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sieht in der momentanen Situation zwar „…noch kein großflächiges Phänomen“[10] dennoch gibt die Entwicklung „dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) Anlass dazu, auf die künftigen negativen Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen und entsprechende Maßnahmen anzuregen.“[11]

Klimawandel und Wasserversorgungs-Sicherheit sind eng miteinander verbunden. Jeder ist aufgefordert sich in seinem persönlichen Umfeld für mehr Klima- und damit auch „Wasserschutz“ zu engagieren.

Quellen und Verweise

[1] Waldzustandsbericht 2020

[2] Deutscher Bundestag 19. Wahlperiode; Drucksache 19/9521, Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2018

[3] Willi Gujer, Siedlungswasserwirtschaft, Springer Verlag, 3. Auflage, S.107

[4] Gemeinde Simonswald, email vom 17.05.2021

[5] Gemeinde Simonswald, email vom 17.05.2021

[6] https://www.statistik-bw.de/Intermaptiv/?/Intermaptiv/?re=gemeinde&ags=08212000&i=18305&r=0&g=0001&afk=5&fkt=besetzung&fko=mittel; errechnet aus „Wassergewinnung durch öffentliche Versorgungsunternehmen = 21 m3/ha * 7400 ha (Gemeindefläche)

[7] Gemeinde Simonswald, email vom 17.05.2021

[8] https://www.statistik-bw.de/Umwelt/Wasser/22025035.tab?R=GS316042

[9] Klaus W. König; Alternativen bei Wassermangel, Umwelt Magazin 03-04 2021

[10] https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BBK/DE/2021/05/wasserknappheit.html; 24.05.2021; 15.30Uhr

[11] https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BBK/DE/2021/05/wasserknappheit.html; 24.05.2021; 15.30Uhr

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